Diepholz (ots) –

Der Statistik kann entnommen werden, dass das Phänomen Häusliche Gewalt mehr denn je präsent ist. Steigende Fallzahlen sprechen für sich (2023 612 / 2022 565 Fälle häuslicher Gewalt in der Polizeiinspektion Diepholz).
Aber ist dieses Phänomen auch in unserer Gesellschaft, in unseren Köpfen angekommen?
In der Nachbarschaft wird immer wiederkehrender Streit wahrgenommen. In der häuslichen Gemeinschaft wird geschrien, ge- und bedroht – nicht nur verbal, es geht dort mitunter handfest zur Sache. Es wird geschlagen, getreten, mit Gegenständen jemand verletzt. Nehme ich derartige Geschehnisse wahr und wie regiere ich darauf? Biete ich meine Hilfe an? Suche ich das Gespräch? Oder nutze ich die Notrufnummer 110?
Oder schaue ich einfach weg, weil es mich nichts angeht? Privatsache? Was passiert mit Kindern in den gewaltbetroffenen Haushalten?
Fragen, denen man sich stellen kann, wenn im eigenen sozialen Umfeld, wie Nachbarschaft, Familie, Beruf oder Sport derartige Sachverhalte bekannt werden.
Studien belegen immer wieder, dass Opfer von häuslicher Gewalt eine lange Leidensgeschichte haben, welche auch durch das soziale Umfeld wahrgenommen wird. Unbeobachtet bleiben die Ereignisse von häuslicher Gewalt in der Regel nicht.
Im Falle einer Notrufauslösung 110 ist die Polizei für die Opfer immer die erste Anlaufstelle im Rahmen der Krisenintervention. Nach der Sachverhaltserfassung vor Ort wird dem Opfer Hilfe angeboten. Mittels einer Wegweisung des Täters / der Täterin aus der Wohnung von mehreren Tagen, hat das Opfer die Möglichkeit, sich um seine Belange zu kümmern, um zukünftig ein sicheres und gewaltfreies Leben führen zu können.
Nicht selten führt das auch zu Überforderung auf Seiten der Opfer. Sie überblicken schon allein aus vielfältigen emotionalen Gründen nicht, wie dieses ‚kümmern‘ eigentlich aussehen könnten. Liebe, Sorge um die Kinder, Geldsorgen, Auseinandersetzungen mit den Behörden wie Jugendamt, Familienhilfe und Gerichten und weitere gefühlte Abhängigkeiten stehen zu oft im Vordergrund.
Um die Opfer von häuslicher Gewalt bestmöglich unterstützen zu können, hat sich das Netzwerk Interventionskette Häusliche Gewalt im Landkreis Diepholz zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Aktiven in diesen Ereignissen wie u.a. Jugendamt, Sozialraumteams des Fachdienst Jugend, Landesschulbehörde, Schulen, Familienhilfe, Opfer- und Täterberatungsstellen, Polizei, Justiz, Opferhilfeeinrichtungen, Frauenschutzhaus und Frauenberatungsstellen zu vereinen und in einen engeren Austausch miteinander zu bringen. Wer macht im Rahmen seiner Profession eigentlich was und wo kann man sich für den Schutz von Opfern in der gemeinsamen individuellen Arbeit ergänzen und gegenseitig unterstützen?
Im Rahmen des 2. Netzwerktreffens, welches erneut in Twistringen stattfand, haben sich am 18. April etwa 80 Aktive getroffen. In Kleingruppenarbeit wurde ein anonymisierter Sachverhalt vorgestellt, in dem die Netzwerkteilnehmenden im Rahmen ihrer jeweiligen Aufgaben darstellen konnten, wie und in welcher Art dem Opfer geholfen werden kann. Dies war insofern so spannend, da die Teilnehmenden sehr bunt gemischt zusammensaßen. Der informelle Austausch an den Arbeitstischen war dadurch sehr vielfältig und bereichernd.
Die Ergebnisse wurden anschließend vorgestellt und diskutiert.
Alle Teilnehmenden waren sich darin einig, dass dieses Treffen sinnvoll war und das Netzwerk auch weiter mit Leben gefüllt werden sollte.
Ziel dieser Netzwerkarbeit ist zum einen, sich im Austausch zu befinden, übereinander Bescheid zu wissen und Verständnis zu haben. Zum anderen gemeinsam das Ziel vor Augen zu haben, für die Opfer von häuslicher Gewalt da zu sein und adäquate Hilfen anzubieten. Ein gewaltfreies und sicheres Leben sollte im Ergebnis für die Opfer immer im Vordergrund stehen. Je eher, umso besser.
Das nächste Netzwerktreffen ist bereits in Planung.
Organisiert wird dieses Netzwerk durch Aktive der Polizei, des Landkreises Diepholz und des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Diepholz e.V.
Bei Rückfragen oder Interesse, Teil des Netzwerkes Interventionskette Häusliche Gewalt zu werden, wenden Sie sich bitte an die E-Mail-Anschrift interventionskette@pi-dh.polizei.niedersachsen.de

Fotos (Polizei)
Vorbereitungsteam Interventionskette häusliche Gewalt (von links nach rechts)Corinna Wiegmann, Fachberatungsstelle für Frauen und Mädchen, Bruchhausen-Vilsen Jutta Stricker, Kriminaloberkommissarin, Ansprechpartnerin Interventionskette Häusliche Gewalt
Christina Runge, Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Diepholz
Michael Wessels, Kriminalhauptkommissar, Beauftragter für Kriminalprävention Doris Wieferich, Leiterin des Netzwerkes gegen Häusliche Gewalt im Landkreis Diepholz e.V.

Übersichtsaufnahme des Netzwerktreffens vom 18. April in Twistringen

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Diepholz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Thomas Gissing
Telefon: 05441 / 971-0 (Durchwahl -104)
Mobil: 0152/09480104
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Quelle: Presseportal